16. April – 24. Mai 2008

A priori

Hubert Becker

Das kantische a priori, als das direkte Gegenteil zum a posteriori, meint das allgemeingültige und unbedingt notwendige von der Erfahrung logisch unabhängige Element. Es bedeutet das von vornherein Bestimmende, auch das Transzendentale und Ursprüngliche. Ähnlich einer Re-Inszenierung oder einem Widererinnern an das früher Gesehene (so wie Platon das a priori erklärt), sind dies angeborene reine Ideen, die einen Rahmen vorgeben, der unserer Erfahrung und Erkenntnis notwendig zu Grunde liegt.
Die heutige Gehirnforschung geht auch von einem inneren, unabhängigen und in gewissem Sinne selbstständigen Rahmengerüst aus, das unsere Wahrnehmung und das Denken lenkt. Das bildliche Wissen der Erinnerung, die Summe gespeicherter innerer und äußerer gesellschaftlich wie individuell geprägter Bilder, formt diesen Rahmen. Indem wir sie reflektieren und widerspiegeln, uns in ihnen verdoppeln, sie dabei umgestalten und wieder neu erfinden, definieren und bestimmen wir unsere Umgebung und uns selbst.